Eine Liebe fürs Leben
Mit über 5,5 Millionen eingetragenen Pferden ist das American Quarter Horse die zahlenmäßig größte Pferderasse der Welt und das Westernpferd schlechthin.
Die Geschichte einer einzigartigen Rasse
Pferde waren auf dem amerikanischen Kontinent ausgestorben, bevor die spanischen Konquistadoren das Land entdeckten. Sie brachten Araber, Berber und vor allem iberische Pferde mit. Indianerstämme, wie die Chickasaw oder Choctaw, züchteten mit diesen von den Spaniern erworbene oder entlaufene Pferde weiter. Englischstämmige Einwanderer brachten weitere Pferderassen aus ihrer Heimat mit, die mit den bereits vorhandenen Pferden spanischen Ursprungs gekreuzt wurden. Es entstanden Tiere, die sich durch eine besondere Schnelligkeit über kurze Strecken auszeichneten. Doch die Engländer brachten nicht nur Pferde, sondern auch ihre Wettleidenschaft mit. Kurzstreckenrennen über die Distanz einer Viertelmeile (Quarter Mile, ca. 400 m) wurden Ende des 18. Jahrhunderts in den Südstaaten der USA zur Leidenschaft der Kolonisten. Jeweils zwei Pferde traten gegeneinander an und jeder konnte daran teilnehmen. Seinen Namen verdankt das „Quarter Horse“ diesen Dorfstraßenrennen. Auf dieser Strecke lassen die sprintstarken Athleten jeden englischen Vollblüter hinter sich.
Bedeutende Hengste dieser Zeit waren der aus England importierte Vollblüter Janus, Blackburns Whip und Steel Dust, durch den die Rasse zu jener Zeit auch oft als „Steel Duster“ bekannt war. Die Rennen verbreiteten sich rasch über den ganzen Osten der USA. Im Gegensatz zum Vollblüter, der ausschließlich auf Rennen hin gezüchtet wurde, musste das Quarter Horse unter der Woche alle möglichen anderen Arbeiten verrichten. Schließlich konnte es sich kein Siedler leisten, ein Pferd nur zum Rennvergnügen zu halten. Gefragt war ein Pferd, das ausdauernd, robust, kräftig und dabei willig, fügsam und nervenstark war für die Arbeit unter dem Reiter und vor dem Pflug – und die nötige Spurtstärke und Geschwindigkeit besaß, um Sonntags die Rennen für seinen Besitzer zu gewinnen. Dabei wurde hart selektiert und nur wer diese Anforderungen erfüllte, hatte langfristig Bestand.
Mit der Erweiterung der Frontier und den damit verbundenen Trecks breitete sich das American Quarter Horse immer weiter nach Westen aus. Schon bald erkannte man ein weiteres besonderes Talent dieser Pferde: den Cow Sense, den sie vor allem ihren spanischen Vorfahren zu verdanken haben. Das American Quarter Horse wurde rasch zum bevorzugten Partner der Cowboys – es war ruhig, ungeheuer reaktionsschnell, wendig und besaß auch die nötige Kraft und den Mut, um die Rinder bei der täglichen Arbeit zu kontrollieren.
Zur Erhaltung und Förderung der Rasse wurde 1940 die American Quarter Horse Association (AQHA) gegründet. Aus kleinen Anfängen wurde der zahlenmäßig größte Pferdezuchtverband der Welt mit über 5,5 Millionen Pferden, knapp 300.000 Mitgliedern und Töchterverbänden (Affiliates) weltweit.
Der Siegeszug des American Quarter Horses
In nahezu jeder Reitsportdisziplin macht das American Quarter Horse heute eine gute Figur. Spitzensportler und Freizeitreiter schätzen gleichermaßen die Reaktionsschnelligkeit, Kraft und das ausgeglichene Temperament dieser Pferde. Entspannter kann man kaum im Sattel unterwegs sein.
Diese einzigartigen Pferde zeichnen sich durch ihre Leistungsbereitschaft, ihre Wendigkeit und ihre Schnelligkeit aus. Auffälligstes äußeres Merkmal der American Quarter Horses ist ihre kräftige Hinterhand. Auch wenn in den vergangenen Jahren immer mehr Spezialisten gezüchtet wurden, das freundliche Wesen ist ihnen allen gemeinsam.
Die Ausbildung eines American Quarter Horse ist eine wahre Freude. Selbst erfahrene Ausbilder sind immer wieder verblüfft, wie rasch und einfach diese Pferde lernen. Die Vielseitigkeit, der Wille zum Mitmachen, ihre Ausgeglichenheit und Zuverlässigkeit selbst in schwierigen Situationen machen das American Quarter Horse zum idealen Freizeitkameraden für die ganze Familie. Im Jahr 1970 wurden die ersten American Quarter Horses aus den USA nach Deutschland importiert. In den folgenden 40 Jahren erlebte es einen beispiellosen Aufstieg und derzeit leben rund 35.000 Pferde dieser Rasse in unserem Land.
Das American Quarter Horse begeistert mit seiner Vielseitigkeit und seinem charmanten Wesen. Daher Vorsicht, wenn Sie auf einer Pferdemesse oder in der Freizeit ein American Quarter Horse kennen lernen – es könnte der berühmte Funke überspringen, der diese Begegnung zu einer Liebe fürs Leben werden lässt!
American Quarter Horses do it with a smile!
Steckbrief
Farbe: alle Farben gem. REG 114 AQHA Official Handbook
Größe: Stockmaß ca. 1,45 m bis 1,65 m
Kopf: kurzer edler Keilkopf mit kleinem, festen Maul, kleinen beweglichen Fuchsohren und großen freundlichen Augen, gerade Nasenlinie, ausgeprägte Ganaschen und Stirnmuskeln, breite Stirn
Hals: mittellanger Hals mit langer Oberline und kurzer Unterlinie, leicht im Genick mit ausreichender Ganaschenfreiheit
Körper: im Rechteckformat stehend mit guter Sattellage; ausgeprägte schräge Schulter, tief in den Rücken reichender Widerrist, mittellanger Rücken mit kräftiger Lendenpartie, lange, schräge, gut bemuskelte Kruppe mit tief angesetztem Schweif, viel Gurttiefe, kräftige Brust mit guter Bemuskelung
Fundament: trocken, korrekt und zum Pferd passend, kurze Röhrbeine, ausgeprägte Gelenke, harte mittelgroße Hufe, gut bemuskelter Unterarm und Schenkel
Gänge: flache, taktreine Gänge mit viel Schub aus der Hinterhand, ausgezeichneter fördernder Galopp, elastisch mit weicher Rückentätigkeit
Charakter: intelligentes, sehr freundliches Wesen, sensibel, aber überaus nervenstark, leicht trainierbar mit ruhigem Temperament, lernt extrem schnell
Verwendung: vielseitiges Reitpferd für alle Disziplinen des Westernreitsports, aber auch Jagd, Springen oder Fahrsport, hervorragendes Freizeitpferd, Kurzstreckenrennen
Zuchtrichtungen
Foundation Horses entsprechen dem alten “ Stock Type“, also dem des ursprünglichen Arbeitspferdes. Sie führen nicht mehr als 20% Vollblutanteil, mit Ausnahme der Blutlinie des Gründerhengstes „Three Bars“, der ein reiner Vollblüter war. Typische Blutlinien: King P234
Der berühmte Three Bars (Foto: Orren Mixer/ Archiv AQHA) hier im Alter von etwa 21 Jahren. Dieser Hengst hatte mehr Einfluss auf die Entwicklung des American Quarter Horse als irgendein anderer seiner Zeit. Unter seinen Nachkommen waren Spitzen Racehorses ebenso wie großartige Cutting, Reining und Roping Horses.
Cowhorses
Diese sind oft eng verwandt mit den Foundation Horses. Es handelt sich um kräftige, athletische Pferde mit viel Reaktionsfähigkeit und Speed, die sich für die Rinderdisziplinen Cutting und Working Cowhorse eignen. Cow Sense ist unerlässlich. Aufgrund ihrer Nervenstärke auch gut für den Freizeitreiter geeignet.
Typische Blutlinien: z.B. Doc Bar, Peppy San Badger
Athletische, relativ kleine Pferde mit gutem Galoppiervermögen, die sich leicht trainieren lassen. Typische Blutlinien: Hollywood Dun It , Gunner, Nu Chex to Cash, Topsail Whiz, Wimpys Little Step etc.
In dieser Disziplin hat eine enorme Spezialisierung staffgefunden.
Heutige Pleasure und Hunter Pferde sind grossrahmige, hochelegante Tiere, die einem gut bemuskelten Vollblut ähneln.
Sie eignen sich auch für die Diziplinen Trail, Western Riding oder Horsemanship z.B. Zippo Pine Bar (Foto)
Besonders korrekte und schöne Pferde, die dem Zuchtziel des American Quarter Horse überaus nahe kommen.
Im Gegensatz zu den USA gibt es in Deutschland so gut wie keine reinen Halter Pferde. Deutsche Halter Champions sind gleichzeitig gute Performance Pferde.
Typische Linien: Impressive, Sir Quincy Dan
Rennpferde
In den USA hat der Rennsport mit American Quarter Horses eine große Bedeutung. So ist das höchstdotierte Pferderennen der Welt ein Quarter Race: das „All American“ in Ruidoso, New Mexiko. Es gibt eigene Rennblutlinien wie z.B. Dash for Cash. In Deutschland wird derzeit auf den Rennzweck fast nicht gezüchtet. Die deutschen Racing Horses rekrutieren sich aus allen möglichen Diziplinen.
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